„die andere Seite“

Berlin Weekly, 2020, Berlin

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In ihrer Installation „die andere Seite“ bezieht sich Andrea Pichl visuell auf diesen Titel, indem sie Außenraummobiliar in  den engen Schaufensterraum in Berlin Mitte bringt – einem Stadtteil, der einem rasanten sozioökonomischen und soziokulturellen Strukturwandel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftiger Eigentümer und Mieter unterliegt.
„Die andere Seite“ ist aber auch ein phantastischer Roman von Alfred Kubin von 1909. In ihm wird die Reise in ein totalitäres Traumreich geschildert, in dem sich ein apokalyptischer Kampf anbahnt. Zentrales Thema ist die Erkenntnis von der Dualität der Welt und der Zusammengehörigkeit der Gegensätze, wobei sich herausstellt, dass das eine vom anderen nicht zu unterscheiden noch zu trennen ist. „Die andere Seite“ ist eine Satire auf den Kapitalismus – ein Kampf der Systeme zwischen Dekadenz und Diktatur.Im Zentrum der raumfüllenden Installation von Andrea Pichl steht der diffuse Begriff Angst. Daraus ergeben sich weitere, sich gegenseitig bedingende Begriffspaare mit sozialem Bezug. Angst verstärkt das Bestreben nach Sicherheit, Angst erzeugt strategisches Handeln, führt zum Ausschluss, zur Abgrenzung, erhöht das Bedürfnis nach Kontrolle.Die Begriffspaare: Angst – exponentiell, Ausschluss – strategisch, Sicherheit – kollateral sind in goldenen und silbernen Lettern in den Logoschriften von Porsche, Ferrari und Jaguar auf die schwarzen Markisen gebracht und markieren die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Umfeld und stehen für entsprechende Klassifizierungsmerkmale.


„die andere Seite“ (’the other side’) – an installation by Andrea Pichl

In her installation „the other side“ Andrea Pichl visually refers to this title by bringing outdoor furniture into the narrow shop window in Berlin Mitte – a district that is undergoing rapid socio-economic and socio-cultural structural change by increasing its attractiveness in favour of solvent owners and tenants.
But „die andere Seite „ is also a fantastic novel by Alfred Kubin from 1909, which describes the journey into a totalitarian dream realm in which an apocalyptic struggle is looming. The central theme is the recognition of the duality of the world and the togetherness of opposites, whereby it turns out that the one cannot be distinguished from the other nor can it be separated. „The other side“ is a satire on capitalism – a struggle of systems between decadence and dictatorship.
The diffuse term ‚Angst‘ (Fear) is written at the center of Andrea Pichl’s room filling installation. This results in further, mutually dependent pairs of words with a social reference. Fear strengthens the desire for security, fear generates strategic action, leads to exclusion, to demarcation, increases the need for control.
The pairs of words: fear – exponential, exclusion – strategic, security – collateral are written in gold and silver in the Porsche, Ferrari and Jaguar logo letterings  on the black awnings and mark the affiliation to a certain social environment and stand for corresponding classification features.

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